Ein Stelldichein der PS-starken Kolosse

W.B. WALDEMS-NIEDER-EMS – Es gibt sehr viele Inte-ressenten und Liebhaber für listorische Schlepper und andwirtschaftliche Geräte. Das bewies das zweite Oldti-merschleppertreffen in Nie-derems: Mit etwa hundert An-meldungen freuten sich die Veranstalter über eine Ver-doppelung gegenüber dem Vorjahr.

Nur noch sehr wenige der in Niederems gezeigten Maschinen sind im Einsatz. Gezeigt wurden meist Liebhaberobjek-te, die in der heimischen Garage gepflegt und gehätschelt werden.

Aus Jugoslawien reimportiert ist die älteste gezeigte Maschine, ein Lanz-Bulldog aus dem Jahre 1936 mit 10,2 Liter Hubraum. Ãœbrigens gibt es für alle Lanz-Produkte, und seien sie noch so alt, heute noch Ersatzteile. Meist müssen die Ersatzteile für andere Fabrikate selbst gebastelt oder aber für viel Geld bei ehemaligen Herstellern erworben werden, die alte Schlepper aufkaufen, diese dann auseinander schrauben und sich so ein Ersatzteillager anlegen.

All das weiß Christoph Bastian, der Vorsitzende der Schlepperfreunde Waldems, die bislang noch eine Interessengemeinschaft bilden, zu berichten. Ãœberhaupt ist Bastian ein wandelndes Lexikon in Sachen Schlepper. Auf alle Fragen der Besucher, etwa wo es was gibt, wo eventuell noch Teile für ein bestimmtes Modell zu haben sind, wie die Glühlampe am zweckmäßigsten angeheizt wird oder was bei der Zulassung erlaubt ist und was nicht und welche Versicherung die günstigsten Raten hat, kennt er eine Antwort.

Aber wie kommt man eigentlich zu einem solchen Oldti-mer? Bastian selbst ist stolzer Besitzer von vier „Schätzen“. Einen Schlepper Baujahr 1937 fand er zufällig auf einem Parkplatz in Offenbach. Der Parkwächter war froh, das Ding los zu sein. Auch einen Heia Vari-mot aus dem Jahre 1958 nennt er sein eigen. Es handelt sich hierbei um einen Schmalspurschlepper, 11 PS, mit vier angetriebenen gleich großen Rädern. Dieses Gerät ist sehr schwer zu fahren. Wie bei einem Panzer muss hier hantiert werden. Bei dem größten gezeigten Schlepper, einem 200-PS-starken Schlüter, haben die Räder die Größe eines ausgewachsenen Mannnes.

Aber nicht nur Sehlepper waren zu bestaunen. Aus der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts stammt ein Stiftendrescher, noch mit der Hand angetrieben, bevor 1922 auch in Niederems die Elektrizität eingeführt wurde. Und gleich daneben war ein Windfeger zu finden. Mit einem Ventilator, der auch manuell gedreht wird, wird die Spreu vom Korn getrennt.

Den Älteren dürfte noch das „Dreschen“ mit dem Flegel bekannt sein, das vor den staunenden Blicken der Besucher vorgeführt wurde.

Zu bewundern war auch ein Mähbinder mit 2,10 Meter Schnittbreite und einem Eigengewicht von 1,1 Tonnen, der noch im Einsatz ist, oder ein in Eigenbau hergestellter Holz-spalter, mit dem Baumstämme gespalten werden.