Geschichte zum Anfassen

NIEDEREMS. Traditionspflege, ein Fest für die gesamte Familie, Anziehungspunkt für Freunde historischer Landmaschinen: Das neunte Oldtimer-Schleppertreffen der Schlepperfreunde Waldems erwies sich mit einer Präsentation alter Landmaschinen, der Ausstellung antiquarischer Arbeitsgeräte und Marktständen einmal mehr als beliebtes Ziel für einen Wochenendausflug.

Ab Samstag gab es alte Traktoren und Antriebsmaschinen auf dem Sportplatz in Niederems zu sehen. Bei den aus dem nahen Umland angereisten Besitzern, den Teilnehmern aus der Wetterau und dem Gießener Raum stand zunächst das gemütliche Beisammensein im Vordergrund.

Am Abend wurde zudem die von den Schlepperfreunden in Eigenleistung erstellte Halle eingeweiht. Das Gestänge der neun Meter auf 17,5 Meter großen Halle hatten die Vereinsmitglieder gebraucht gekauft und seit Februar aufgebaut. Dort werden zukünftig historische Arbeitsgeräte gelagert. Doch das Gebäude kann überdies als Veranstaltungsraum genutzt werden.

In Eigenleistung

Am Sonntag schloss sich ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm für Groß und Klein an. Für die an Technik interessierten Besucher gab es dabei nur ein Ziel: Die an den Sportplatz angrenzende Wiese. Dort stand die gesamte Palette an historischen Schleppern dicht nebeneinander. Etwa ein Lanz „Ackerbulldog“ aus dem Jahr 1936. „Diese gewaltige Maschine wurde zumeist als stationäres Gerät genutzt“, erklärte Stephan Leichtfuß, der Sohn des Besitzers. „Die Maschine verfügt über 35 PS und hat einen Hubraum von über zehn Litern bei nur einem Zylinder. Das verleiht ihr die Antriebskraft, um Dreschmaschinen zu betreiben“, erläuterte er. In unmittelbarer Nachbarschaft stand die englische McCormick Deering F12G von Christoph Bastian. Eine Besonderheit, denn die aus dem Jahr 1937 stammende Maschine wird mit einem Benzinmotor betrieben. Auffällig ragte ihr Mähwerk auf der rechten Seite des landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugs empor.

Einer der Höhepunkte des Tages war die Dreschvorführung mit historischen Arbeitsgeräten: Die Organisatoren hatten Weizengarben auf dem Boden ausgebreitet. Anschließend droschen drei Männer in rhythmisch aufeinander abgestimmten Bewegungen mit ihren Dreschflegeln die Körner von den Halmen. Die Zuschauer erlebten schließlich die Weiterverarbeitung der noch mit der Spreu verbundenen Körner. In einer „Windmühle“ genannten Apparatur wurde mittels kräftiger Drehbewegungen die Spreu von den Körnern geblasen. Auch der Parcours mit historischen Arbeitsgeräten lockte viele Besucher an: Hier wurden ein historischer Kalkstreuer, ein halb automatischer Kartoffel-Ernter für zwei Personen und Getreidemäh-Sensen präsentiert. Kinderschminken und Bobbycar-Fahren wurden von den Kleinen und Kleinsten gerne angenommen. Ein Hingucker war die schwarze Holzkuh mit weißen Flecken. Hier konnte sich der Nachwuchs beim Melken erproben.

Vielfältige Stände

Markt- und Handwerkstände rundeten das Angebot ab. Auf der Wiese oberhalb des Fahrzeugparks wurde Brot gebacken und die Besucher konnten einem Korbflechter bei der Arbeit zusehen. Der Idsteiner Scherenschleifer Jan Oberländer bot seine Dienste an. Wer sich für Blech-Nachbauten der historischen Vorbilder interessierte, wurde am Stand von Klaus Weiland fündig. Pentti Lepistö hatte seine aus Holz gefertigten übergroßen Hände und eine Auswahl an Tieren auf der Wiese drapiert. Markus Distler aus Niederlauken bot Obstbrände, Honig und Gelee an.

Stephan Leichtfuß, der 2. Vorsitzende des Vereins, und seine Mitstreiter bleiben motiviert, die Tradition zu pflegen. „Das damit verbundene Wissen geht ansonsten verloren, selbst bei jenen Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind. Daher ist es unser Anliegen, die historischen Maschinen gangbar zu halten oder zu restaurieren.“