Ackerboliden und Edelflitzer

VoS. WALDEMS / NIEDERNHAUSEN – In Niederems und Niederseelbach zog das Knattern der Schleppermotoren auf den Traktorenausstellungen die staunenden Besucher in den Bann, in Bermbach fachsimpelten stolze OSI-Besitzer über ihren sportlichen Auto-Zwitter mit deutschem Herz*ttnter dem italienischen Kleid. Die Technikfans kamen am vergangenen Wochenende im Idsteiner Land voll auf ihre Kosten.

„Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen“, schwärmt Michael Rücker von den Traktorfreunden Seelbach: Er schätzt, dass rund 2000 interessierte Traktorfans an beiden Tagen den Weg zu den rund 100 ausgestellten Fahrzeugen der dritten Schau an das Niederseelbacher Feuerwehrgerätehaus fanden. Und das Kommen lohnte sich für große und kleine Besucher. Während Mama und Papa die PS-starken Schlepper begutachteten, tobte sich der Nachwuchs auf einem Riesentrampolin aus oder schwang sich auf die Kindermotorräder.

Die Traktoren reisten zur Ausstellung aus dem Westerwald, Schweighausen, dem Hunsrück und der heimischen Region an. Gleich drei Preise wurden vergeben, nicht für glänzenden Chrom und Lack, sondern für die weiteste Anreise, den ältesten Schlepper und den PS-stärksten Traktor. 109 Kilometer bewältigte ein Teilnehmer mit seinem Gefährt. Er kam aus Bernkastellaun und ihm gebührte die Auszeichnung für die längste Anfa^ Aus Walmerod stammte der älteste Schlepper, ein Lanz-Bulldog aus dem Jahr 1936 , dieser Preis ging also in den Westerwald. Mit 75 PS der stärkste unter starken Schleppern war der „Deutz“ des Dasbachers Falko Kayser, einem Lokalmatadoren.

„Nachdem der Platz an der Lenzenberghalle für unsere Ausstellung zu klein wurde, haben wir hier an der Feuerwehr eine sehr gute Alternative gefunden. Unser Schleppertreffen soll deshalb auch im kommenden Jahr wieder stattfinden“, zog Michael Rücker eine sehr positive Bilanz.

Ein ähnlich buntes Bild bot sich Besuchern am Niederemser Sportplatz. Auf dem ersten Oldtimer-Schleppertreffen der Schlepperfreunde Waldems waren getreu des Mottos älteren Generationen der Marken Kramer, Deutz, Fahr, Lanz oder Fendt anzutreffen. Diese „Ackerboliden“ weckten bei den staunenden Zaungäste viele nostalgische Erinnerungen. Und genau das war Sinn und Zweck der Veranstaltung: Die Schlepperfreunde wollten auf diese Art und Weise den Oldti-mern zu neuer Achtung verhelfen. Zur Veranschaulichung verschiedener Arbeitsabläufe des ehemaligen Bauernlebens wurden auch Arbeitsgeräte ausgestellt.

Einer der Stars beim Stelldichein der OSI in Bermbach war ein Fahrzeug eines Wiesbadeners aus dem Jahr 1967: Erstbesitzer war einmal der legendäre Schlagersänger und Schauspieler Roy Black. 19 OSI aus ganz Deutschland hatten den Weg auf den Waldsportplatz gefunden. OSI? Die Automobile der „Officine Stampaggi Industriali, Torino“ (kurz: OSI) wurden nur in einer Stückzahl von 2200 von Ende 1966 bis Mitte 1968 in Italien gefertigt – und das noch in Handarbeit! Danach ging das Werk in Konkurs. Während Fahrgestell und Motor von Ford aus Köln kamen, wurde in Turin die sportliche Karosserie hergestellt und zusammengesetzt. Fertig war der schmucke Edelflitzer.

„Heute sind nur noch 40 OSI zugelassen“, weiß der Bermbacher Andreas Eisner von Gro-now. Der zweifache OSI-Besit-zer ist Mitglied in der OSI-Inte-ressengemeinschaft, die regelmäßige Treffen organisiert. Die weiteste Anreise nach Bermbach hatte ein OSI-Enthusiast aus Ostfriesland. Aber auch eine 80-jährige Dame aus Dillenburg, die seit ihrer Kindheit nur OSI fährt, brauste mit ihrem Gefährt an. Der Clou: Die Dame ist stolze Besitzerin zweier OSI – je einen für Sommer und Winter. „In zwei Jahren treffen wir uns alle wieder in Bermbach, denn nach Waldems kommen alle OSI-Fans gerne“, freut sich von Gronow auf ein Wiedersehen.